Sozialversicherung für Startup-Gründer:innen. Der komplette Guide 2025
- Henry Müssemann
- 31. Juli
- 4 Min. Lesezeit
Angestellt oder selbstständig? Diese Frage kann über den Erfolg deines Startups entscheiden. Erfahre in unserem Guide alles zur Sozialversicherung bei der Gründung einer GmbH oder UG.

Warum die richtige Sozialversicherung für dich als Gründer:in entscheidend sein kann
Krankenversicherung, Rentenversicherung, Statusfeststellungsverfahren – nicht unbedingt das, womit man sich bei der Gründung beschäftigen will. Denn wer hier am Anfang falsche Entscheidungen trifft (oder gar keine), zahlt später oft drauf – mit Geld, Zeit und Nerven.
Deshalb haben mika und die Techniker Krankenkasse einen Workshop speziell für Gründer:innen gemacht. Die wichtigsten Erkenntnisse aus diesem Workshop fassen wir in diesem Guide zusammen.
🎥 Den kompletten Workshop findest du hier:
Das Problem ist weit verbreitet: Viele Gründer wissen nicht, ob sie als Geschäftsführer ihrer eigenen GmbH oder UG angestellt oder selbstständig sind. Diese Unklarheit kann teuer werden, denn je nach Status ändern sich die Beitragshöhen und Wahlmöglichkeiten bei der Krankenversicherung.
Bin ich als Geschäftsführer:in angestellt oder selbstständig?

Diese Frage beschäftigt fast jeden Gründer einer GmbH oder UG. Die Antwort hängt hauptsächlich von deiner Kapitalbeteiligung ab.
Die 50-Prozent-Regel: Der einfache Fall
50% oder mehr Beteiligung = selbstständig
Wenn du alleine oder zu zweit gründest und 50% oder mehr Kapitalbeteiligung hast, bist fast immer selbstständig. Du hast die Rechtsmacht, Beschlüsse zu verhindern, und bist somit auch nicht sozialversicherungspflichtig
Der komplexere Fall: Unter 50% Beteiligung
Unter 50% Beteiligung = angestellt
Beispiel: Drei Personen mit jeweils 33,3% Beteiligung. Hier kann einer überstimmt werden – er ist sozialversicherungspflichtig angestellt, nicht selbstständig.
Aber es gibt eine wichtige Ausnahme von der 50-Prozent-Regel: die sogenannte "allumfassende Sperrminorität". Dabei erhält ein Gesellschafter trotz geringerer Kapitalbeteiligung das Recht, alle wichtigen Beschlüsse zu verhindern.
Achtung bei Investoren
Wenn neue Gesellschafter dazukommen oder Investoren einsteigen, können sich die Beteiligungsverhältnisse ändern. Das kann deinen Versicherungsstatus beeinflussen – viele Gründer vergessen das.
Statusfeststellungsverfahren: Deine Versicherung gegen teure Überraschungen
Das Statusfeststellungsverfahren ist deine "Lebensversicherung" gegen teure Nachzahlungen. Denn die Bestätigung der Deutschen Rentenversicherung ist für alle Stellen in Deutschland rechtsbindend.
Was ist das Statusfeststellungsverfahren?
Ein offizielles Verfahren bei der Deutschen Rentenversicherung, das deinen sozialversicherungsrechtlichen Status eindeutig klärt. Das Ergebnis schützt dich vor späteren Diskussionen mit Prüfern.
Warum ist es so wichtig?
Betriebsprüfungen kommen meist einige Jahre nach der Gründung. Habt ihr keine Sozialversicherungsbeiträge gezahlt, die Prüfer stellen aber fest, dass ihr doch abhängig Beschäftigt seid, kann es teuer werden:
Nachzahlungen über Jahre
Zinsen und Säumniszuschläge
Rechtsunsicherheit
Wann solltest du den Status feststellen lassen?
Bei der Gründung
Bei Änderungen der Gesellschafterstruktur
Bei neuen Investoren oder Co-Foundern
Das Verfahren ist kostenlos und dauert zwischen 3 Wochen -6 Monaten (ja, leider...). Die Rechtssicherheit ist diese Zeit wert.
Krankenversicherung: GKV oder PKV?

"Ich mache mich jetzt selbstständig, ich muss jetzt in die private wechseln" – das ist ein Irrtum! Als selbstständige Geschäftsführerin hast du die Wahl.
Freiwillig gesetzlich versichert: Die sichere Option
Vorteile:
Familienversicherung: Partner und Kinder mitversichert
Planbare Kosten: Einkommensabhängige Beiträge
Keine Gesundheitsprüfung: Vorerkrankungen egal
Einfache Abrechnung: Versichertenkarte beim Arzt
Private Krankenversicherung: Für wen sie sich lohnt
Vorteile:
Oft niedrigere Beiträge für junge, gesunde Gründer
Bessere Leistungen (Chefarzt, Einzelzimmer)
Schnellere Terminverfügbarkeit
Größeres Leistungsspektrum
Nachteile:
Gesundheitsprüfung erforderlich
Keine Familienversicherung (jede Person einzeln)
Vorkasse-Prinzip bei Arztrechnungen
Beiträge steigen mit dem Alter
Rückkehr aus der PKV
Der Wechsel zurück in die GKV kann schwierig sein:
Ab 55 Jahren nicht mehr möglich
Nur bei Anstellung oder Arbeitslosigkeit möglich
Wichtig: Nicht von der Versicherungspflicht befreien lassen!
Mitarbeiter einstellen: Was ändert sich?

Wenn deine Firma wächst und du die ersten Mitarbeitenden einstellst, kommen neue sozialversicherungsrechtliche Pflichten auf dich zu.
Reguläre Angestellte: Der Standard
Die meisten Mitarbeiter:innen werden als "normale" Angestellte eingestellt. Hier fallen alle Sozialversicherungsbeiträge an:
Beiträge (geteilt zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer):
Krankenversicherung: 14,6% + Zusatzbeitrag (ca. 1,7%)
Rentenversicherung: 18,6%
Arbeitslosenversicherung: 2,4%
Pflegeversicherung: 3,05% (3,4% für Kinderlose)
Deine Pflichten als Arbeitgeberin:
Anmeldung bei der Sozialversicherung
Monatliche Beitragszahlungen
Lohnabrechnung
Meldungen bei Änderungen
Werkstudenten: Die 20-Stunden-Regel
Vorteile:
Keine Kranken- und Arbeitslosenversicherung
Nur Rentenversicherung (9,3% Arbeitgeberanteil)
Wichtig: Maximal 20 Stunden pro Woche
Semesterferien-Ausnahme: Während der Semesterferien dürfen Werkstudentinnen mehr arbeiten – maximal 26 Wochen pro Jahr. Das muss dokumentiert werden.
Praktika: Vorgeschrieben vs. freiwillig
Vorgeschriebene Praktika: Sozialversicherungsfrei (auch bei Gehalt)
Freiwillige Praktika: Normale Sozialversicherungspflicht
Minijobs: Nicht immer so günstig wie gedacht
Bei 556 Euro Auszahlung entstehen Gesamtkosten von etwa 720 Euro durch Pauschalbeiträge. Werkstudenten sind oft günstiger.
Deine Checkliste für die richtige Sozialversicherung
Sofort nach der Gründung
✅ Status klären: Bin ich angestellt oder selbstständig?
✅ Beteiligungsverhältnisse prüfen: Habe ich 50% oder mehr?
✅ Statusfeststellungsverfahren beantragen bei Unsicherheiten
✅ Krankenversicherung wählen: GKV oder PKV?
✅ Rentenversicherung prüfen: Freiwillig einzahlen?
Bei Änderungen
✅ Neue Gesellschafter: Status neu prüfen
✅ Investoren: Beteiligungsverhältnisse beachten
✅ Statusfeststellung wiederholen bei jeder Änderung
✅ Krankenkasse informieren über Statusänderungen
Bei Mitarbeitereinstellung
✅ Beschäftigungsform wählen: Angestellter, Werkstudent oder Praktikant?
✅ 20-Stunden-Regel bei Werkstudenten beachten
✅ Semesterferien dokumentieren bei Werkstudenten
✅ Rechtzeitig anmelden bei der Sozialversicherung
✅ Lohnabrechnungen organisieren
Langfristige Planung
✅ Regelmäßige Überprüfung: Status bei Änderungen kontrollieren
✅ Dokumentation: Alle Bescheide sicher aufbewahren
✅ Beratung nutzen: Bei Unsicherheiten professionelle Hilfe holen
✅ Vorsorge: Für mögliche Betriebsprüfungen vorbereitet sein
Wie mika dir helfen kann
Als Startup-Gründer:in hast du genug Themen. mika unterstützt dich bei steuerlicher Erfassung, laufender Buchhaltung und Jahresabschluss – damit du dich auf dein Geschäft konzentrieren kannst.
Wenn du mehr wissen willst, buche eine 15-minütige kostenfreie Beratung
Wie TK Social Pizza dir helfen kann
Die TK bietet mit "Social Pizza" kostenlose Beratung zu allen Sozialversicherungsfragen für Gründer – unabhängig von deiner Krankenversicherung. Das Team erklärt komplexe Themen verständlich und ohne Paragrafenreiterei.
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